„Wachsam bleiben“

Interview Naturschutz und Rechtsextremismus

Die NUA hat im Oktober die Veranstaltung „Multiplikator:innenschulung Umweltbildung und Rechtsextremismus“ angeboten. Was war der Auslöser?

Norbert Blumenroth: Der rechte Rand der Gesellschaft versucht seit einiger Zeit, das Thema Naturschutz zu kapern und die Deutungshoheit über dieses Thema zu bekommen. Sie beabsichtigen, Expertinnen und Experten die Kompetenz abzusprechen, und behaupten, sie seien die einzig wahren Naturschützer. Dabei geht es ihnen vor allem darum, mit „unverdächtigen“ Themen wie etwa Heimatschutz in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen.

Norbert Blumenroth ist Leiter der Natur- und Umweltschutz-Akademie (NUA) NRW. Foto: Oberhäuser

Wie macht sich das konkret bemerkbar?

Ein wichtiges Thema sind beispielsweise die erneuerbaren Energien und dabei vor allem die Wind­energie, die das Landschafts­bild stark verändert. Verklärt wird dabei der Wald als deutscher Märchenwald, etwa im hessischen Naturpark Reinhardswald, wo die Rechten vehement gegen Windkraftanlagen im Wald polemisieren. Ein anderes Beispiel ist die Bekämpfung von Neobiota, also gebietsfremde und invasive Tier- und Pflanzenarten. Dabei werden Ressentiments geschürt sowie rassistische und fremdenfeindliche Botschaften platziert.

Was ist die Gefahr?

Es geht Menschen mit rechtsextremer Haltung darum, mit dem Thema Naturschutz in die Mitte der Gesellschaft zu gelangen und die Deutungshoheit über ein positiv besetztes Thema zu erhalten. Sie wollen so Menschen aus der Mitte der Gesellschaft für ihre eigene rechtsextreme Meinung gewinnen. Der erklärte Feind ist die Transformation. Diese wird für unnötig gehalten.

Was unternimmt die NUA dagegen?

Wir haben beispielsweise im April eine Mitarbeiten­denschulung für alle Veranstaltungsplanerinnen und -planer der NUA/BNE-Agentur gemacht. Konkret haben wir uns zum Beispiel damit beschäftigt, wie wir uns verhalten, wenn in Veranstaltungen von Teilnehmenden rechtsextreme oder menschenverachtende Äußerungen vorgebracht werden. Bei einer zweitägigen Veran­stal­tung im Oktober mit dem NABU und der Arbeitsge­mein­schaft Natur- und Umweltbildung wurden Multiplika­to­rinnen und Multiplikatoren im Naturschutz- und Umweltbereich mit Hintergrundwissen rund um das Thema Rechtsextremismus versorgt. Für das Jahr 2025 plant die NUA eine weitere Veranstaltung zu dem Thema. Ich persönlich halte auch im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten Vorträge für die Naturschutzbehörden. Diese wurden bislang sehr dankbar angenommen.

Warum sind diese NUA-Angebote wichtig?

Sowohl der ehrenamtliche als auch der behördliche Naturschutz müssen sensibilisiert werden. Die Naturschutzverbände müssen wissen, wie sie reagieren, sollten Personen mit extremistischem Gedankengut in ihren Vereinen auftreten. Sie sollten auch informiert sein über neue Organisationen wie zum Beispiel die Anastasia-Bewegung, die nach außen als Naturschutz-­Bewegung auftritt, aber vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft wurde. Wir müssen wachsam bleiben und dürfen nicht zulassen, dass im Naturschutz künftig Fake-­News anstelle von Fakten die Debatte beherrschen.

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