Noch vor einigen Jahrzehnten kam der Feldhamster (Cricetus cricetus) in weiten Teilen der Agrarlandschaft und der Steppen Eurasiens vor. In NRW war er in weiten Teilen der Bördelandschaft des Rheinlands verbreitet. Jahrelang trat die Art als Kulturfolger auf und wurde bis zu einer gewissen Intensität durch die Landwirtschaft begünstigt. Doch seit den 1970er-Jahren geht die Art in NRW stark zurück. Das hat verschiedene Ursachen:
2006 konnten noch drei autochthone Restvorkommen in NRW verzeichnet werden; ursprünglich gab es mindestens sechs bekannte Vorkommensgebiete. Zu diesem Zeitpunkt galt nur noch die Population in Zülpich als lebensfähig und der allgemeine Negativ-Trend der Bestandsentwicklung setzte sich fort.
Der Feldhamster gilt als typischer Steppenbewohner. Für die Anlage seiner verzweigten Bausysteme benötigt er tiefgründige, grundwasserferne Böden. Er ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und gilt als Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit und zur Aufzucht seiner Jungtiere toleriert er Artgenossen. Für sein Überleben ist er auf genügend Deckung sowie ein ausreichendes Nahrungsangebot mindestens von April bis Oktober angewiesen. Er besiedelt bevorzugt Wintergetreidefelder, aber auch Sommergetreide und Körnerleguminosen.
Wenn der Feldhamster seinen Winterschlaf beendet hat, wird er ab April/Mai aktiv und versucht sich fortzupflanzen. Der erste Nachwuchs kommt ab Mitte Mai bis Mitte Juni zur Welt; ein möglicher zweiter Wurf kann Ende Juli bis Mitte August geboren werden. Ein Wurf umfasst durchschnittlich vier bis sechs Jungtiere, die nach 25 bis 30 Tagen selbstständig werden.
Ab dem Spätsommer beginnt der Feldhamster für seinen anstehenden Winterschlaf vorzusorgen und „hamstert“ Getreide, Wildkrautsamen, Hülsenfrüchte, aber auch Stücke von Rüben und Kartoffeln als Vorräte. Der etwa sechsmonatige Winterschlaf beginnt in der Regel im Oktober und wird nur von kurzen Fressphasen unterbrochen.
Seit 2019 werden regelmäßig Feldhamster ausgewildert. Die meisten Tiere, die ins Freiland ausgesetzt wurden, wurden in Metelen durch den Tierpfleger Jörg Kritschker und die Tierpflegehelferin Clara Stücker großgezogen. Den Feldhamstern werden Boxen mit Streu zur Verfügung gestellt. Sie bekommen Obst, Gemüse und tierische Proteine, sind recht genügsam und bereiten nur wenig Mühe in der Zucht. Lediglich bei den Verpaarungen muss man die Feldhamster gelegentlich im Auge behalten, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen. Rund 200 Junge jährlich züchtet das LANUK in der Regel, die dann ausgewildert werden. Allerdings können es auch mal 450 Tiere sein, wenn es für sie ausreichend Auswilderungsflächen gibt.
2016 startete das Artenhilfsprojekt Feldhamster NRW, um die stark bedrohte Tierart zu fördern. Es werden sowohl Maßnahmen in der Agrarlandschaft umgesetzt als auch Feldhamster nachgezüchtet und ausgewildert. Dazu wurden die vermutlich letzten verbliebenen Feldhamster in Zülpich abgefangen – die Feldhamsterbestände hatten in NRW in 2015 ihren Tiefststand erreicht. In Zusammenarbeit mit den niederländischen Kolleginnen und Kollegen vom Gaia Zoo (Kerkrade) baute das LANUV eine Feldhamsterzucht für NRW auf.
2019 beschlossen das NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, die Landwirtschaftskammer NRW und der Rheinische Landwirtschafts-Verband e. V. eine Rahmenvereinbarung zur Umsetzung von Feldhamster-Auswilderungsmaßnahmen. Sie war der Startpunkt für erste Auswilderungen in NRW und sicherte begleitende Maßnahmen vor Ort.
Das LANUV richtete in seinem Artenschutzzentrum in Metelen 2016 eine Zuchtstation für Feldhamster ein. Was mit wenigen verbliebenen wildlebenden Feldhamstern aus Zülpich begann, wuchs über die Jahre zu einem durchgängigen Bestand von circa 160 Individuen.
Die Zuchtsaison beginnt im März. Das LANUK plant jedes Jahr mindestens 30 Würfe oder 200 Jungtiere, von denen ein Großteil noch im selben Jahr ausgewildert wird – zusammen mit den Tieren, die aus dem Vorjahr für die Zucht zurückgehalten wurden. Bis 2024 wurden mehr als 1.500 Tiere gezüchtet und ausgewildert. Das Artenschutzzentrum plant, die Erhaltungszucht in Metelen bis mindestens 2029 fortzuführen.
Nachgezüchtete Feldhamster werden in den ursprünglich bekannten Vorkommensgebieten wildlebender Feldhamster ausgewildert. An folgenden Orten wurden Feldhamster wiederangesiedelt:
Vor Ort werden die Tiere mit Maßnahmen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes unterstützt. In den meisten Gebieten entwickeln sich die Bestände positiv.
Ohne die Mithilfe der Landwirtinnen und Landwirte vor Ort ist es kaum möglich, Feldhamster wieder erfolgreich anzusiedeln und langfristig in der Fläche zu halten. Deshalb ist eine Zusammenarbeit mit der lokalen Landwirtschaft unerlässlich. Um den Erfolg der Auswilderung und der Reproduktion in der Fläche sicherzustellen, wurden spezielle Vertragsnaturschutzpakete für den Feldhamster entwickelt. Diese sollen die Lebensbedingungen für den Feldhamster in unserer heutigen Kulturlandschaft verbessern. Insgesamt gibt es zehn Pakete, die auch miteinander kombiniert werden können. Dazu gehören beispielsweise Verzicht auf die Ernte von Getreide, Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Rodentizide oder Verzicht auf Tiefpflügen.
Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW
Fachbereich 24 Artenschutz
fachbereich24(at)lanuk.nrw.de
Pulheim
Biologische Station Bonn / Rhein-Erft-Kreis
info(at)BioStation-Bonn-Rheinerft.de
Rommerskirchen
Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss
info(at)biostation-neuss.de
Aachen
NABU-Naturschutzstation Aachen
info(at)naturschutzstation-aachen.de
Zülpich
Biologische Station im Kreis Euskirchen
info(at)biostationeuskirchen.de
Landesamt für Natur, Umwelt und
Klima NRW
Fachbereich 23 Biotopschutz
fachbereich23(at)lanuk.nrw.de
Landwirtschaftskammer NRW
Geschäftsbereich 2 – Standortentwicklung
Ländlicher Raum Biodiversitätsberatung
Im Jahresbericht stellen wir das Team Feldhamster vor. Viel Spaß bei der Lektüre!
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