Interview Wolfsmonitoring

„Transparenz ist uns wichtig“

Das LANUV ist verpflichtet, für den Wolf als Art der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU ein Monitoring durchzuführen. Wie läuft das ab?

Dr. Matthias Kaiser: Es gibt ein bundesweit einheitliches Monitoringkonzept, dem wir folgen. Dieses sieht zum einen ein passives Monitoring vor, bei dem wir jedem Hinweis, der uns zum Wolf erreicht, nachgehen. Das bedeutet, dass die landesweit rund 70 Luchs- und Wolfsberatenden oder wir vom LANUV beispielsweise bei uns eingereichten Fotos nachgehen und bei begründetem Verdacht rausfahren und zu klären versuchen, ob hier wirklich eine Wolfssichtung vorliegt oder nicht. Über 1.000 Hinweise haben uns in den vergangenen Monitoringjahren erreicht. Beim aktiven Monitoring machen wir uns dort, wo es gesicherte Wolfs­territorien gibt, auf die Suche nach Losungen oder stellen Fotofallen auf. Wir wollen damit mehr Informationen über die Wölfe vor Ort sammeln. Alle sechs Jahre müssen wir der EU-Kommission berichten, wie es um den Erhalt dieser Art bestellt ist.

Wie verbreitet ist der Wolf mittlerweile in NRW?

In NRW sind derzeit vier Rudel im Nationalpark Eifel, im Märkischen Kreis sowie im Westmünsterland und im Rhein-Sieg-Kreis nachgewiesen, dazu kommen drei territorial lebende Wölfe in der Senne, im Oberen Arnsberger Wald und in der Rur-Eifel. Aus Belgien und Niedersachsen tauchen in NRW immer wieder Wölfe auf, die durchziehen. Der Wolf ist also da und wird aus NRW nicht mehr verschwinden.

Für Schlagzeilen sorgt der Wolf vor allem, wenn er Nutztiere reißt. Das LANUV hat deswegen eine Webseite mit gemeldeten Nutztierrissen eingerichtet. Warum?

Das LANUV veröffentlicht auf der Webseite das Datum des Risses, Kreis und Gemeinde, Nutztierart, Anzahl der gerissenen Tiere, den Schadensverursacher und den Status der Bearbeitung. Diese Transparenz ist uns sehr wichtig.

Wie lange dauert es bis zum sicheren Nachweis, dass der Wolf wirklich der Verursacher des Risses war?

Derzeit dauert es zwischen zwei und sechs Wochen. In der Regel ist es so, dass der Tierhaltende dem LANUV den Schaden meldet und der Riss vom Wolfsberatenden untersucht wird, der uns die Proben schickt. Auf Grundlage der Dokumentation vor Ort wird der Tierhaltende informiert, ob bei dem Nutztierriss typische Spuren durch einen Wolf vorliegen Die Genetikproben schicken wir parallel zur Untersuchung an das Senckenberg Zentrum für Wildtiergenetik. Ob ein Wolf das Tier gerissen hat oder nicht, bekommen wir nach einigen Tagen mitgeteilt. Die genetische Analyse, welches Wolfsindividuum es konkret war, dauert noch mal ein paar Tage. Bevor wir diese Informationen ins Netz stellen, informieren wir zuerst den Tierhaltenden über das Ergebnis. Er soll das nicht aus der Presse erfahren. Wir arbeiten ständig daran, den Prozess zu beschleunigen.

Eine Ihrer Aufgaben ist auch, die landesweit rund 70 Wolfs- und Luchsberatenden zu schulen. Was macht das LANUV da?

Die Beratenden machen diese Tätigkeit ehrenamtlich und arbeiten beispielsweise als Revierförsterin oder Revierförster, in der Tiermedizin, im Naturschutz oder in der Jagd. Wir bieten für sie jedes Jahr drei bis vier Basisschulungen an. Diese beschäftigen sich mit der Dokumentation von Losungen und Fährten oder der Kommunikation, etwa wie man Gespräche mit Nutztierhaltenden führt oder wie man mit Anfeindungen umgeht. Zudem bieten wir mehrmals im Jahr digitale Updates zu neuen Monitoringmethoden an. Bei Schulungen zu Nutztierrissen arbeiten wir eng mit der Landwirtschaftskammer zusammen. Sie ist für uns ein wichtiger Partner, weil sie Nutztierhaltende kompetent berät. Je besser die Herden geschützt sind, umso selte­ner gibt es Über­griffe. Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nirgendwo, aber man kann das Risiko minimieren.

Titelbild: Panthermedia/Rainer Schmidt

Informationen zum Wolf in NRW

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