Was tun, wenn in relativ kurzer Zeit mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden eines Fachbereichs in Ruhestand geht und Projektstellen auslaufen? Vor dieser Aufgabe stand der Fachbereich „Bodenschutz, Altlasten, Ökotoxikologie“. „Wir haben uns frühzeitig Gedanken gemacht, welche Informationen auch zukünftig relevant sind und wie wir dieses Wissen der Personen, die uns verlassen, erhalten und an die neuen Mitarbeitenden übergeben“, sagt Fachbereichsleiter Sebastian Wolf, der diesen personellen Umbruch mit seinem Team organisieren muss.
Zu Gute kam dem Team zum einen, dass der Umbruch zeitlich absehbar war. Zum anderen spielte Sebastian Wolf in die Karten, dass er zum damaligen Zeitpunkt am LANUV-Fortbildungsprogramm „Personalentwicklung für Fach- und Führungskräfte (PE-FF)“ teilnahm. „Aus dem Modul Wissensmanagement konnte ich viele Ideen mitnehmen, die wir dann in unserem Team anwenden konnten“, sagt er. Nach vielen Diskussionen sowohl innerhalb des Fachbereichs als auch mit anderen LANUV-Kolleginnen und -Kollegen kristallisierte sich schließlich ein mehrstufiges Vorgehen heraus.
Eine wichtige Säule sind dabei sogenannte Wissenstandems. Dabei geben jene Mitarbeitende, die das LANUV verlassen, ihr Wissen in regelmäßigen Treffen an die jüngeren Kolleginnen und Kollegen weiter. Philipp Pohlig, seit 2020 beim LANUV, übernahm im Sommer 2024 das Thema „Vorsorgender Bodenschutz“. „Ich hatte mit meinem Vorgänger Chris Bamminger einmal pro Woche ein Treffen, bei dem wir Vorgänge und Fälle diskutiert haben oder uns austauschten, welche Themen generell wichtig sind“, sagt er. Es gab aber immer wieder auch spontane Meetings, um zu klären, wie administrativ und fachlich mit aktuellen Fällen umzugehen ist. Für ihn sei dieser Wissenstransfer sehr vorteilhaft gewesen, weil man so konkrete Fragestellungen gemeinsam besprechen und diese dann gut bearbeiten konnte. „Das Wissen hat sich so bei mir sehr schnell und frühzeitig festigen können, was mir später bei weiteren Fällen gut geholfen hat“, bilanziert Philipp Pohlig.
Ein weiterer Pfeiler ist die gemeinsame Wissensdatenbank, die die Mitarbeitenden mit dem Softwareprogramm OneNote einrichteten. Dort legte der Fachbereich ein umfangreiches Verzeichnis zu organisatorischen Abläufen, Verfahrenshinweisen oder wichtigen Hinweisen zu Beratungsfällen an. „Daraus ist mittlerweile ein breites Werk entstanden, für dessen Fortschreibung alle Team-Mitglieder und insbesondere eine kleine Redaktionsgruppe sorgen“, sagt Sebastian Wolf. Zudem habe sich der Fachbereich entschlossen, vermehrt die Möglichkeiten des Qualitätsmanagements zu nutzen und wichtige Prozessabläufe zu beschreiben. „Dort ist nun strukturiert dargelegt, was genau bei Verfahren zu tun ist, wer Ansprechperson ist, wo ergänzende Dokumente abgelegt und wie Verfahrensabläufe geregelt sind.“ Zudem setzt der Fachbereich verstärkt auf Besprechungsformate zu einzelnen Themenbereichen wie der Gefährdungsabschätzung, Bodenmonitoring oder Ökotoxikologie, um so den anderen einen Überblick zu bieten und bei den Themen sprachfähig zu bleiben.
Dass ein solcher Umbruch für alle mit Mehraufwand verbunden ist, ist auch Sebastian Wolf bewusst. Dr. Andrea Hädicke, die im Fachbereich zuständig war für das Fachinformationssystem „Altlasten und schädliche Bodenveränderungen“ und Anfang 2025 in Rente ging, war anfangs etwas skeptisch. „Diese regelmäßigen Besprechungen und Erläuterungen haben zwar zusätzlich Zeit eingefordert. Sie waren aber sehr hilfreich und haben meinem Nachfolger Simon Harmeyer den Einstieg in das Thema einfacher gemacht“, sagt sie. Der Wissenstransfer hat Dora Miskovic, die als Praktikantin in den Fachbereich kam und mittlerweile eine Projektstelle zum Thema Hintergrundgehalte und -werte von PFAS im urbanen Raum hat, den Start in die Berufswelt erleichtert. „Mir hat besonders der Austausch mit Frau Mersmann und Herrn Leisner sehr geholfen, da ich dadurch einen sehr guten Einstieg in das Thema und in das Team gefunden habe“, sagt sie. Aufgrund des personellen Umbruchs hatte sich der Fachbereich im November 2024 zu einem Team-Building-Seminar verabredet. Dort wurden neben Aspekten der Zusammenarbeit auch die konkrete Arbeitsverteilung und -auslastung thematisiert.
Abgeschlossen ist der Wissenstransfer im Fachbereich aber noch nicht. Noch drei weitere Stellen wird Sebastian Wolf im Jahr 2025 besetzen. Er ist optimistisch: „Den demografischen Wandel im Fachbereich sehen wir als Chance. Mit dem Wissensmanagement haben wir eine gemeinsame Struktur geschaffen, die nicht nur das persönliche Miteinander im Team fördert, sondern uns auch das Arbeiten in Zukunft erleichtert.“
Titelbild: Oberhäuser
Externer Inhalt
Schutz Ihrer Daten
An dieser Stelle haben wir den Inhalt eines Drittanbieters, bspw. YouTube, X, Instagram etc., eingebunden. Bitte bestätigen Sie über den Button, dass Sie damit einverstanden sind, diese Inhalte zu sehen!
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutz.