Interview Gewässerschutz und Klimawandel

„Immer mehr Gewässerthemen mit Klimabezug“

Das LANUV hat im September 2024 eine Projektgruppe in der Abteilung „Wasserwirtschaft, Gewäs­ser­schutz“ eingerichtet, die Themen aus dem Bereich Gewässerschutz und Klimawandel bearbeitet. Warum ist es wichtig, beide Themen zusammen zu denken?

Dr. Anke Boockmeyer: Das LANUV erhebt seit vielen Jahren hydrologische Daten. Dazu zählen etwa Grundwasserstände, Wasserqualitäten oder Wasserstände in Flüssen und Seen. Damit beantworten wir unter anderem Fragen zum Grundwasserdargebot, zum Auftreten von Hoch- und Niedrigwasser oder zum Einfluss steigender Temperaturen auf die Wasserqualität. Viele dieser Daten zeigen die Auswirkungen des sich verändernden Klimas. Im Ergebnis gibt es immer mehr Fragestellungen in unserer Abteilung, die einen Bezug zum Klimawandel haben.

Dr. Anke Boockmeyer vom Fachbereich „Grundwasser, Wasserversorgung, Trinkwasser, Lagerstättenabbau“ leitet die neue Projektgruppe Gewässerschutz und Klimawandel. Foto: Oberhäuser

Welche Aufgaben übernimmt die Projektgruppe?

Wir wollen als übergeordnete Stelle für diesen Bereich Anfragen bündeln, die Kommunikation innerhalb des Hauses und nach außen verbessern und Themen, die mehrere Fachbereiche betreffen, koordinieren. Aus diesem Grund sind Mitarbeitende aus den Fachbereichen unserer Abteilung, dem Fachzentrum „Klimaanpas­sung, Klimaschutz, Wärme und Erneuerbare Energien“ und dem Fachbereich „Bodenschutz, Altlasten, Ökotoxi­kologie“ an der Projektgruppe beteiligt. Zudem möchten wir das NRW-Umweltministerium bei der „Wasserstrate­gie NRW“ durch Zuarbeiten von Klimaaspekten und bei der Klimaanpassungsstrategie durch Gewässeraspekte unterstützen. Weitere Ziele sind, eine interne Wissensdatenbank aufzubauen sowie fachbereichsübergreifende Grundsatzpapiere und Projekte zu entwickeln. 

Was wären Ideen für Projekte?

Wir wollen zum Beispiel Daten integrativ auswerten und einordnen, um daraus Empfehlungen für die Zukunft abzuleiten. Weiterhin sind temporär trockenfallende Gewässer ein wiederkehrendes Thema. Das könnte ein weiteres Projekt werden.

Das LANUV will der Öffentlichkeit Informationen zum Thema Wasser und Klima gebündelt bereitstellen. Wie könnte so etwas aussehen?

Möglich wäre, die Daten des Landes NRW zu hohen und niedrigen Wasserständen des Grundwassers und der Oberflächengewässer auf einer interaktiven Überblickswebsite darzustellen und einen anwendungs­freundlichen und leicht verständlichen Einstieg für die verschiedenen Nutzungen zur Verfügung zu stellen. Zudem könnten Daten zur Wasserqualität oder aus dem Bereich Wassermengenbewirtschaftung integriert werden.

Titelbild: Oberhäuser

Forschung zur Abwasserbeseitigung

Das NRW-Umweltministerium hat nach Auslaufen des Förderprogramms „Ressourceneffiziente Abwasserbeseitigung II (ResA II)“ im Oktober 2023 das Nachfolgeprogramm „Zukunftsfähige und nach­haltige Abwasserbeseitigung in NRW (ZunA NRW)“ aufgelegt. Ziel ist, den Stand der Technik der Abwas­serbeseitigung weiterzuentwickeln. Dazu zählen etwa die Themen nachhaltige Abwasserbeseitigung, Schutz der natürlichen Ressourcen, Erhalt von Infra­struktur und Qualitätssicherung auf dem Gebiet der Abwasserbeseitigung. Der Fachbereich „Kommu­na­les und industrielles Abwasser“ ist für den Förderbereich „Forschungs- und Entwick­lungs­­pro­jekte zur Abwasserbeseitigung“ zuständig. An­trags­­be­rechtigt sind Universitäten und Forschungs­ein­rich­tungen sowie Wasserverbände und Ingenieur­­­­­büros als Kooperationspartner. ZunA hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2028.

Neue Webseite zu Mikroschadstoffen im Abwasser

Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung, aus Pilotprojekten und Studien, Infor­mationen zur Förderung, Fachpublikationen – alles zum Thema Mikroschadstoffe im Abwasser veröffentlicht das LANUV in einem neuen Fachinformationssystem. Entwickelt wurde das Portal von der im Frühjahr 2024 im Fachbereich „Kommunales und industrielles Abwasser“ neu eingerichteten Kompetenzstelle „Mikroschadstoffe im Abwasser“. Es richtet sich an die Fachöffentlichkeit, Behörden, Planungsbüros, Betreibende von kommu­nalen Kläranlagen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die neue Wege in der Abwasserbehandlung gehen wollen. Es werden Lösungsansätze zur Reduzie­rung von Mikroschadstoffeinträgen in Gewässer aufgezeigt. Der Fokus liegt auf verfahrenstechnischen Ansätzen in Kläranlagen, mit denen sich Mikroschadstoffe aus dem Abwasser weitestgehend entfernen lassen. Bereits 22 Kläranlagen sind in NRW mit einer vierten Reinigungsstufe ausgebaut, zehn Anlagen befinden sich im Bau und weitere 17 Kläranlagen sind geplant. Mehr als 100 Kläranlagen sollen in den nächsten Jahren zusätzlich ausgebaut werden.

 

Fachbericht 155 | Umwelt und Gesundheit

Klinisch-relevante antibiotikaresistente Bakterien in Abwasser und Fließgewässern in NRW – Ergebnisse aus dem LANUV ARB-Projekt

Antibiotikaresistente Bakterien in der Umwelt stellen ein natürliches Phänomen dar, das bereits bevor der Mensch Antibiotika entdeckt und zur Behandlung von Infektionskrankheiten genutzt hat auftrat. Mit der medizinischen Anwendung von Antibiotika…

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